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Wir haben eine neue Idee zum Ingolstädter Glacis

Nachtrag zum Thema
 
Donaukurier 9.10.2007 
 

Alte Festung im Angebot


Großmehring (DK) Hausverkäufe des Freistaates Bayern können ihre Tücken haben. Das mussten die Immobilienexperten aus München erst kürzlich beim Konflikt mit den orthodoxen Gemeinden in Ingolstadt erfahren. Doch der Staat hat noch ein weiteres ungewöhnliches Objekt im Angebot: das Fort Prinz Karl.

Wie ausführlich berichtet, hatte die Immobiliengesellschaft des Freistaates Bayern geplant, das so genannte Patronenhaus zwischen Esplanade und Dreizehnerstraße an die benachbarte Euro-Sprachenschule zu verkaufen. Nach massiven öffentlichen Protesten bekamen die orthodoxen Gemeinden jedoch die Zusicherung, dass sie auch weiterhin in dem denkmalgeschützten Gebäude bleiben dürfen.
Weniger bekannt ist in der Öffentlichkeit, dass der Staat im Raum Ingolstadt auch ein anderes Objekt zu Geld machen will, das unter Denkmalschutz steht. "Lage: Großer Weinberg bei Katharinenberg, Entfernung nach Großmehring zirka drei Kilometer, nach Ingolstadt acht Kilometer, unweit der Bundesstraße 16a und der Autobahn A9." So stellt der staatliche Immobilienbetrieb im Internet das historische Fort Prinz Karl vor.
Die Daten sind in jeder Hinsicht imposant: 21,4 Hektar Grundstücksgröße, 5 Hektar überbautes Gelände samt Gräben und Innenhöfen, Nutzfläche des Bauwerks insgesamt 4500 Quadratmeter. "Für eine Verwendung am interessantesten dürfte die so genannte Kehlkaserne sein, die zirka 3000 Quadratmeter Nutzfläche umfasst, relativ gut über eine Brücke anfahrbar ist und zu Büro-, Aufenthalts-, Archiv- oder Lagerzwecken geeignet erscheint." Das staatliche Schnäppchen verfügt aber auch über "Munitionsbunker, Kaponnieren und die Spitzenkaserne, die teilweise untereinander durch Hohlgänge verbunden sind".

Einzigartige Anlage

Dass dieses Fort in seiner Art einzigartig ist, steht für Ernst Aichner außer Zweifel. Der Chef des Bayerischen Armeemuseums ist der wohl beste Kenner der Ingolstädter Festungsgeschichte und nennt die historische Anlage bei Katharinenberg "in hohem Maße schutzwürdig". Nach seinen Angaben wurde das Fort zwischen 1877 und 1881 gebaut, es war das "stärkste Werk" an der Ostfront der Festung Ingolstadt. Mit der Auflösung der königlich-bayerischen Armee nach dem Ersten Weltkrieg fiel Prinz Karl an die Reichswehr und später an die Wehrmacht.

"Randvoll mit Munition"

Bei Kriegsende 1945 sei es "randvoll mit Munition" gewesen, weiß Direktor Aichner. Und dies sei auch der Grund dafür, dass es überdauert habe und nicht zerstört worden sei. Denn die siegreichen US-Amerikaner hätten nur aus Rücksicht auf die Bevölkerung des nahegelegenen Katharinenberg auf die geplante Sprengung des Forts verzichtet. "Das wäre der Tod von Katharinenberg gewesen."
Die spätere – und bis heute andauernde – Nutzung durch das Sprengkommando Ingolstadt (ehemals Roehll) im Auftrag des Innenministeriums hat nach Meinung Aichners zur Erhaltung der Festungsanlage beigetragen. So sei immer eine "gewisse Bewachung" des Areals vorhanden gewesen.
Überaus skeptisch betrachtet der Museumschef den angestrebten Verkauf. "Die Anforderungen des Denkmalschutzes sind gewaltig", sagt Aichner, "eine gewerbliche Nutzung ist aus meiner Sicht unmöglich, da müsste so viel Substanz zerstört werden."
Auch Helmut Gropper, Geschäftsführer der staatlichen Immobiliengesellschaft, will nicht leugnen, dass Fort Prinz Karl ein "schwer marktgängiges Objekt" ist. Für einen Wohnblock in München würde er sicher "einen besseren Preis bekommen". Aber ausgeschlossen sei eine private Nutzung durchaus nicht, glaubt Gropper, etwa für Hotels oder Archive und Depots. Es habe auch schon Anfragen gegeben. Einzelheiten will der Geschäftsführer aber nicht nennen.
"Die Denkmalschutzauflagen gelten für Private wie für die öffentliche Hand", daran lässt der staatliche Immobilienhändler keinen Zweifel aufkommen. "Jeder Nutzer muss erheblich investieren." Doch auch der Staat lässt sich Fort Prinz Karl einiges kosten. Allein im Doppelhaushalt 2007/08 seien 2,5 Millionen Euro für die Bestandssicherung veranschlagt.

 

Reimund Herbst

 

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